Inhaltlich: Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu

Inhaltlich: Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu

Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu (von jap./ryûkyû Koryû Uchinâdi (古流ウチナーディ, dt. „alte Kampfkunst aus Okinawa“) ist ein von Patrick McCarthy begründeter moderner Kampfkunststil, der sich auf die Ursprünge des Karate beruft. Er basiert auf den in der Provinz Fujian (China), während der Qing-Dynastie (1644 -1911) entwickelten und später unsystematisch nach Okinawa (ryûkyû: Uchinâ) eingeführten Quanfa-Übungen. Kenpo (ein etwas allgemeiner Begriff für chinesische Kampfkünste) Jutsu (dt. „Technik“) bezieht sich hierauf. Diese Quanfa-Techniken haben sich mit den bereits vorhandenen alten Kampfkünsten Okinawas vermischt und wurden schließlich durch die japanische Kultur beeinflusst.


Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu ist das Ergebnis Patrick McCarthys persönlicher Analyse der Lehren von Karate-Pionieren wie: Kojo Taite (1837-1917), Aragaki Seisho (1840-1920), Xie Zhongxiang (1852-1930), Higashionna Kanryo (1853-1917), Hanashiro Chomo (1869-1945), Motobu Choki (1871-1944), Zhou Zhihe (1874-1926), Wu Xianhui (1886-1940), Tang Daiji (1887-1937), Kiyoda Juhatsu (1886-1967), Miao Xing (1881-1939), Oshiro Chojo (1887-1935), sowie seinen direkten Lehrern Richard Kim (1919-2001) und Kinjo Hiroshi (1919-2013).

Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu interessiert sich für allgemein gültige Prinzipien der Kampfkünste und setzt zwei Schwerpunkte. Zum Einen geht es darum, kämpfen und sich verteidigen zu lernen. Zum Anderen bietet Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu einen Weg zum Verstehen von Kata, die in formalisierter Darstellung verteidigungsrelevante Prinzipien und Techniken enthalten.

Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu benutzt folgende auch aus anderen Kampfkünsten bekannte Technikgruppen:
  • Attackieren des Körpers durch Schläge und Tritte (Tsuki Waza, Heisho Waza, Kaishu Waza, Keri Waza)
  • Formen der Technikannahme (Blocks), Gelenkhebel und das Attackieren von Vitalpunkten (Uke Waza, Kansetsu Waza, Tuite Waza, Kyushu Jutsu)
  • Würge- und Strangulierungstechniken (Shime Waza)
  • Würfe, Stand-Boden-Übergänge und die zugehörige Fallschule (Nage Waza, Ukemi Waza)
  • Clinch und Bodenkampf (Ne Waza)
Der Umfang der genutzten Technikgruppen ist dabei deutlich größer, als im klassisch gewordenen Karate.

Als Grundübungen gelten davon
  • Tsuki Waza (Fausttechniken)
  • Kaishu Waza (Techniken mit der offenen Hand)
  • Kamae Waza (Stellungen und Körperhaltungen)
  • Taisabaki (Körperbewegung)
  • Heisho Waza (sonstige Arten der Kraftübertragung)
  • Uke Waza (Techniken des Annehmens und Weiterleitens, verbunden mit grundlegenden "Block"-Techniken)
  • Keri Waza (Fußtechniken)

Diese Basisübungen umfassen sowohl Einzelübungen (in der Form von Kihon-Kata) als auch korrespondierende Partnerübungen (Flowdrills/Renzoku Futari Geiko), sowie konfliktbeendende Techniken. Den gewohnheitsmäßigen Handlungen körperlicher Gewalt (engl. habitual acts of physical violence, HAPV, ein von Patrick McCarthy popularisiertes Konzept) wird in den Partnerübungen so begegnet, dass jeweils verteidigungsrelevante Prinzipien eingeübt werden. So fördert der enge gegenseitige Bezug von einfachen Partnerübungen, komplexeren Flowdrills und Kihon-Kata als Soloformen das Verständnis des Übenden für die Funktion der geübten Techniken.
Dass es auch in den Kihon-Bereichen des Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu im Kern um Selbstverteidigung geht ist offensichtlich.

Die Kata des Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu sind zumeist klassische Kata: Taisabaki 1-6, Happoren, Chokyu, Nepai, Hakutsuru, Ryushan, Wando, Kushankun, Passai, Seisan, Niseishi, Sochin, Rakan Ken, Unshu und Nanshu.

Kata fassen aus Sicht des Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu von ihren jeweiligen Schöpfern als wichtig erachtete Kampfweisen zum Memorieren zusammen. Somit enthalten die Kata (nur) die Erinnerung an das, was zuvor im Training an Partnerübungen und Kampfweisen erlernt worden ist. Also stehen unserer Auffassung nach beim Katatraining die zahlreichen mit den einzelnen Katasequenzen verbundenen Partnerübungen im Vordergrund. Sie werden zumeist auch zu Flowdrills zusammengefasst, die dann zumindest eine Anwendung pro Katasequenz umfassen - aufgereiht, wie Perlen an einer Schnur. Diese Flowdrills sind ebenfalls für das "Körpergedächtnis" hilfreich, wenn es darum geht, die wesentlichen kämpferischen Inhalte einer Kata eingeübt zu behalten.
Neben dem waffenlosen Kampf wird im Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu auch der Kampf mit traditionellen okinawanischen Waffen (Bô, Eku, Sai, Tuifa, Kama, Tinbe und Rochin, etc.) in der Ausprägung des Yamane Ryû geübt.

Date

15. Februar 2016

Tags

Koryû Uchinâdi Kenpo Jutsu, Yamane Ryû Kobujutsu

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